Im Februar 1988 wurde bei mir ein Diabetes mellitus Typ 1 diagnostiziert. Ich war 16 Jahre alt, ein Teenager auf dem Weg zur jungen Frau, zudem Leistungssportlerin mit vollem Terminkalender. Ich hatte andere Sachen im Kopf als eine aufwendige Diabetes-Therapie. Nach der Diabeteseinstellung im Krankenhaus fühlte ich mich noch ziemlich wacklig auf den Beinen. Trotzdem wollte ich so schnell wie möglich zurück auf den Tennisplatz. Anfangs habe ich viele Matches verloren, weil mich die Anstrengung ständig in den Unterzucker trieb. Das war eine harte Lektion, aber ich habe nicht aufgegeben, sondern gekämpft. Mit jedem Spiel wurde ich erfahrener und so ging es mit meinen Leistungen wieder bergauf. Ich hatte außerdem ein Ziel: ich wollte Sportjournalistin werden.
Körperliche Aktivität hat mir immer geholfen, meinen Diabetes im Griff zu halten. Während meines Sportstudiums habe ich es beizeiten sogar geschafft, ganz ohne Bolusrate (also kurz wirkendes Insulin), auszukommen. Ich bin mit einer kleinen Menge Basalinsulin für die Nacht ausgekommen. Kurzfristig gegessene Kohlenhydrate habe ich mir mit Sport „wegtrainiert“ oder ich habe sie ganz vom Menü gestrichen. Meine Werte waren zwar super, aber mein Gewicht eine Katastrophe. Irgendwann musste ich die Reißleine ziehen und habe wieder Kohlenhydrate auf den Speiseplan gesetzt, um überhaupt leistungsfähig zu sein. Es blieb mir keine andere Wahl: ich musste meinen Diabetes akzeptieren und danach leben.
Mein Weg zur Köchin
Mit Kochen hatte ich damals wenig am Hut, weder als Studentin noch als Berufstätige. Als freie Journalistin war ich ständig in Eile und auf dem Sprung zum nächsten Termin. Meine Ernährung bestand im Wesentlichen aus Käsebroten, Rohkost und Tütensuppen. Essen war mir immer lästig wegen der Unannehmlichkeiten durch das ständige Blutzuckermessen und Insulin spritzen für eine gute Diabetes-Einstellung. Mit Genuss hatte das nicht viel zu tun. Sodbrennen und Magenprobleme nach Unterzucker-Nächten, kalte Hände und Füße durch zuviel Rohkost und Milchprodukte sowie die Angst vor diabetischen Spätschäden gehörten für mich zum Alltag.
Ein Zufall hat es so gewollt, dass ich beruflich bedingt mit der 5-Elemente-Ernährung der traditionellen chinesischen Medizin in Berührung kam. Kaum zu glauben, aber ein Interview in einer Kölner Kochschule samt leckerem Mittagessen haben gereicht, um mein Leben komplett umzukrempeln. So habe ich nach einem 5-Elemente-Kochkurs für Einsteiger eine Ausbildung zur TCM-Köchin absolviert. Es folgten Fortbildungen, Seminare, Kochassistenzen und eine Erkenntnis, die mir bis dato völlig fremd war: Kochen entspannt mich und macht mir gute Laune!
Mein größter Antrieb bei den Aus- und Fortbildungen waren die Veränderungen in meiner Diabetes-Einstellung: weniger spritzen, stabilere Blutzuckerkurve und besserer Schlaf. Meine nächtlichen „Hypos“ (Unterzuckerungen) konnte ich auf ein Minimum reduzieren. Selbst wenn ich ab und zu noch unfreiwillig geweckt werde, beruhigt mich der Gedanke, dass ich Speisen kenne, die mich genau an solchen Tagen unterstützen und aufrichten. Ganz nebenbei bemerkt: meine Magenprobleme habe ich in den Griff bekommen und kalte Hände und Füße sind Schnee von gestern! Seit der Ernährungsumstellung gehören Diabetes und Genuss für mich zusammen. So kam ich auf die Idee, DiabetesGenuss zu gründen.
Mittlerweile gebe ich mein Fachwissen in Vorträgen, bei Ernährungsberatungen sowie in Private Cooking- und Gruppen-Kochkursen weiter. Für mich sind gesunde Ernährung und körperliche Aktivität die beiden Schlüssel für ein „süßes“ Leben mit stabilen Blutzuckerwerten und ohne Folgeschäden. Ich möchte auch andere Diabetiker davon überzeugen und sie auf ihrem Weg zu mehr Lebensfreude unterstützen.